Einschätzung

Thru.de gibt die freigesetzten Schadstoffmengen in Luft, Wasser und Boden, in Abwasser sowie die von Betrieben entsorgte Abfallmengen als „nackte“ Zahlen an. Das heißt, Thru.de informiert Sie nicht über die Kapazität einer Industrieanlage oder darüber, wie viele Produkte ein Betrieb herstellt. Daher ergeben sich eine Reihe von Fragen:

– Ist es relativ gesehen viel oder wenig, was ein Betrieb an Schadstoffen freisetzt oder an Abfällen entsorgt?
  • Vergleich mit anderen Betrieben

Sie können die Emissionen und Abfallmengen eines Betriebes mit denen anderer Betriebe vergleichen, die die gleiche Tätigkeit ausüben oder zur gleichen Industriebranche gehören. In den meisten Fällen ist es schwierig, Schadstofffrachten mehrere Betriebe alleine mit Thru.de-Daten miteinander zu vergleichen. Das ist selbst dann meist nicht sinnvoll, wenn die Betriebe die gleiche Tätigkeit ausüben oder derselben Industriebranche angehören.

Für einen direkten Vergleich muss bekannt sein, wie viel eines Schadstoffs die Betriebe pro hergestellter Menge Produkt oder bezogen auf die Anlagenkapazität freisetzen.

Wir empfehlen Ihnen hier, bei den Betrieben selber nachzufragen. Teilweise ist es auch möglich, über eigene Recherchen zusätzliche Informationen zu den Betrieben herauszufinden und so Vergleiche anstellen zu können.

  • Vergleich mit den Vorjahren

Sie können sich auch die Daten des Betriebes aus den vorangegangenen Jahren anschauen. Haben die Schadstofffrachten oder die Abfallmengen im Verlauf der Jahre zu- oder abgenommen? Sinken Frachten oder Mengen, könnte das auf umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen, wie den Einbau neuer Filteranlagen hinweisen, oder darauf, dass schlicht weniger produziert wird. Nehmen Frachten oder Mengen hingegen zu, könnte dies bedeuten, dass der Betrieb die Produktion gesteigert oder den Betrieb ausgebaut hat – unabhängig davon, ob Umweltschutzmaßnahmen ausgebaut oder gleich geblieben sind.

Hier empfehlen wir Ihnen, bei den Betrieben selber nachzufragen.

  • Vergleich mit Vergleichsgrößen

Sie können zur Bewertung der Höhe der Emissionen oder der Menge an Abfällen Vergleichsgrößen heranziehen. Als Vergleichsgrößen eignen sich die Bereiche gut, die jeder von uns aus seinem Alltag gut kennt – also etwa den Schadstoffausstoß im Straßenverkehr, die Nutzung von Strom oder die Raumheizung.
Ein Beispiel:

Viele Betriebe setzen jedes Jahr sehr viele Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (CO2) frei. Aber ist das viel oder wenig? Vergleiche können helfen. So braucht es etwa 7.500 kWh, um ein normales Einfamilienhaus mit 100 m² Wohnfläche im Jahr zu beheizen. Ist Erdgas die Energiequelle, werden dabei knapp zwei Tonnen CO2 frei. Und insgesamt ist jeder Deutscher im Schnitt für elf Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich. Dabei wird neben dem Heizen auch der Stromverbrauch mit eingerechnet und auch die CO2-Emissionen, die er für seine eigene Mobilität etwa per PKW, Flugzeug oder öffentlichen Nachverkehr freisetzt sowie die, die für die Herstellung seiner Lebensmittel und Konsumgüter benötigt werden.

– Wie gefährlich ist das für Anwohner und Umwelt?

Betriebe müssen über Emissionen von bis zu 91 Schadstoffen und Schadstoffgruppen berichten. Es sind sehr verschiedene Stoffe. Es gibt:

  • Treibhausgase wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O),
  • Luftschadstoffe wie Ammoniak (NH3), Stickstoffoxide (NOx), Schwefeloxide (SOx) oder die ozonschichtschädigenden Fluorkohlenwasserstoffe (FCKWs),
  • acht Schwermetalle wie Arsen (As), Blei (Pb), Chrom (Cr), Kupfer (Cu) und Quecksilber (Hg),
  • einige Pestizide wie Aldrin, Heptachlor, Atrazin, DDT und Lindan,
  • viele chlorierte organische Stoffe wie Dioxine und Furane (PCDD+ PCDF), Pentachlorphenol (PCP), Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Vinylchlorid,
  • auch andere organische Stoffe wie Benzol, Ethylenoxid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), gesamter organischer Kohlenstoff (TOC),
  • sowie anorganische Stoffe (Chloride, Fluoride oder auch die Gesamtmenge an Phosphor oder Stickstoff).

Alle diese Schadstoffe können die Umwelt oder die menschliche Gesundheit gefährden. Einige dieser Stoffe oder Stoffgruppen werden aber erst durch große Mengen, die in die Umwelt gelangen, zum „Schadstoff“. Zwei Beispiele:

  • Kohlendioxid (CO2) entsteht einerseits natürlicherweise bei der Verbrennung von Biomasse. CO2 trägt andererseits in hohem Maße zum Treibhauseffekt und damit zur Klimaerwärmung bei.
  • Stickstoff und Phosphor sind zwar wichtige Nährstoffe für Pflanzen. Gelangt aber zu viel davon in die Umwelt, führt das zu einer Nährstoffanreicherung in Flüssen, Seen und Meeren und fördert so etwa das Algenwachstum.

Andere Stoffe oder Stoffgruppen dagegen, bspw. Dioxine, Furane oder auch polychlorierten Biphenyle (PCBs), können schon in sehr kleinen Mengen schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Ökosysteme haben, da sie sich in der Nahrungskette anreichern. Diese Stoffe sind daher bereits in sehr geringen Mengen im Register enthalten und mit entsprechend niedrigen Schwellenwerten angesetzt.

Zahlreiche der im PRTR vorhandenen Schadstoffe dürfen in Deutschland und auch der EU nicht mehr hergestellt oder eingesetzt werden, wohl aber in anderen Ländern. Zu diesen Stoffen zählen polychlorierte Biphenyle und auch die Pestizide DDT, Atrazin und Lindan.
Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass Industriebetriebe Schadstoffe nur nach vorheriger Genehmigung freisetzen dürfen. Die zuständigen Behörden in den Bundesländern prüfen die Genehmigungsanträge der Betriebe und legen Grenzwerte und oft auch bestimmte Auflagen fest, die der Betrieb einhalten muss. Die Genehmigungsbehörden begrenzen zudem in wasserrechtlichen Erlaubnissen, wie viel von gewissen Schadstoffen ein Betrieb in ein Gewässer einleiten darf.

Auch für die mit dem Betrieb der Anlagen betrauten Personen, die eventuell mit den Schadstoffen direkt in Berührung kommen könnten, gibt es strenge Vorschriften zum Gesundheitsschutz und zur Gefahrenabwehr. Mit diesen Maßnahmen wird in Deutschland das Gefährdungspotential von Schadstoffen in einem kontrollierbaren Umfang gehalten und eine unmittelbare Gefährdung von Mensch und Umwelt vermindert.

– Und wie wenig oder wie viel tut ein Betrieb eigentlich für den Umweltschutz?

Industriebetriebe im Allgemeinen wie auch die Betriebe, die auf Thru.de zu finden sind, benötigen für den Betrieb ihrer Anlagen Genehmigungen und Erlaubnisse, die auf Thru.de öffentlich einsehbar sind. In Genehmigungen legen Behörden Grenzwerte fest, um Emissionen von Schadstoffen in die Luft begrenzen, und auch die Art und Weise, wie die Betriebe Abfälle entsorgen müssen. Und in Erlaubnissen steht, wie viel Betriebe in Gewässer – also in Flüsse oder Seen – oder in Kläranlagen einleiten dürfen. Die Grundlagen für diese von den Behörden festgelegten Werte liegen in den zahlreichen Umweltschutzvorschriften in Deutschland. Viele davon sind mittlerweile auf europäische Vorschriften zurückzuführen.

Um all‘ diese Vorschriften einhalten zu können, investieren Betriebe etwa in Filteranlagen oder immer häufiger auch in Rückgewinnungsanlagen, mit denen auch wirtschaftlich positive Effekte erzielt und Ressourcen wie Wasser oder Energie eingespart werden können.